28. July 2022

Artikel: FYB vom 27. Juli 2022

Wie müssen Dachfonds-Programme jetzt aussehen?

Welche Auswirkungen haben die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage auf Dach-Programme? Fund of Funds-Investoren tragen die Risiken der ausgewählten Fonds, in die sie investieren, mit. Die aktuellen Entwicklungen bringen viel Unruhe in die GP-Portfolien. Wie kann ein Fund of Funds-Investor, dem Rechnung tragen und die Kontrolle behalten?

Dazu 3 Fragen an Robert Massing, Vorstand der SOLUTIO AG in Grünwald/ München

1. SOLUTIO hat gemeinsam mit Pantheon (London) den zweiten gemeinsamen Private Debt-Sekundärfonds über 510 Mio Euro im Mai erfolgreich geschlossen. Wie lautet Ihre Prognose für den Private Debt-Markt?

Der Private Debt Markt ist weltweit von USD 32 Mrd. in 2010 auf USD 192 Mrd. in 2021 gewachsen. Eine naheliegende Evolution des Marktes ist, wie vor ca. 20 Jahren im PE-Markt und vor ca. 8 Jahren im Infrastruktur-Markt, das Bereitstellen einer gewissen Liquidität durch Sekundärmarkt-Transaktionen. An dieser Schwelle ist der weltweite Private Debt-Markt ebenfalls angekommen. Daher erwarten wir auch für die kommenden Jahre eine dynamische Entwicklung dieses Segments. Wir gehen nicht davon aus, dass die Anhebung der Leitzinsen in den USA und Europa dies abbremsen wird. Private Debt selbst profitiert von steigenden Zinsen, da die meisten Darlehen als sogenannter Floater ausgestaltet sind. Dies bedeutet, dass die Zinsen der Darlehen automatisch mit dem Markt steigen.

Der Vorteil einer Private Debt Sekundärmarkttransaktion liegt in der Transparenz des Portfolios und in der breiten Diversifikation. Typischerweise wird ein Secondary im Jahr 3 oder 4 des Lebenszyklus eines Private-Debt-Zielfonds erworben. Dies bedeutet, dass die Vergabe der Darlehen an die Zielunternehmen weitgehend abgeschlossen ist. In der Folge besteht eine hohe Transparenz der vergebenen Darlehen und der Bonität der Schuldner. Ein weiterer Vorteil des bereits weit strukturierten Sekundärportfolios ist, dass das Commitment schnell abgerufen wird und damit „zum arbeiten kommt“.

2. SOLUTIO hat den letzten Private Equity-Fonds mit einem Volumen von 553 Euro geraist. Aktuell befinden Sie sich mit dem achten Dachfonds im Markt. Wie schätzen Sie den Private Equity-Sektor in den nächsten 12 Monaten ein?

Die Private Equity Bewertungen zeigen sich im 2. Quartal 2022 stabil bis leicht steigend. Es ist zu erwarten, dass im 3. und 4. Quartal die Bewertungen aufgrund des „markt to market“ Ansatzes sinken werden, weil die niedrigeren Bewertungen der Börsen berücksichtigt werden. Einen Rückgang der Unternehmensergebnisse beobachten wir aber derzeit noch nicht.

Nachdem bei Sekundärtransaktionen seit circa 2014 fast nur noch einstellige Abschläge auf die NAVs der gehandelten Portfolios beobachtet werden konnten, kam es 2020 im Zuge der coronabedingten Verwerfungen im ersten Halbjahr zu teils deutlich höheren Abschlägen. Dieser Effekt ist allerdings im Laufe 2021 wieder weitgehend verpufft. Wir erwarten ein ähnliches Szenario und sich daraus ergebende Opportunitäten gegen Ende 2022. Derzeit haben die Verkäufer noch Preisvorstellungen auf Basis der Bewertungen Ende 2021. Diese werden, aufgrund der abflauenden Konjunktur in Folge der Ukraine-Krise, nicht zu halten sein.

3. Ihren letzten (klassischen) Infrastruktur-Fonds haben Sie Ende 2021 erfolgreich mit einem Volumen von rund 500 Mio. Euro geschlossen. Wie sieht hier Ihre Strategie aus?

Unsere Infrastruktur Dachfonds richten sich, wegen der ähnlichen Regulatorik in diesen Ländern, an deutsche und österreichische Investoren. Der Nachfolgefonds wird in vierter Generation Anfang 2023 aufgelegt. Unter Berücksichtigung der EU-Taxonomie wird dieser als Artikel 8‑Fonds aufgelegt werden.

Der strategische und geografische Fokus ist auf Europa und Nordamerika gerichtet. Ziel ist es, für unsere Investoren laufende Erträge mit niedriger Volatilität bei einem hohen Risikoschutz durch eine breite Diversifikation nach Segmenten und Rendite-/Risikoprofilen zu erzielen. Infrastruktur-Assets bieten einen gewissen Inflationsschutz, da die regulatorischen Rahmenbedingungen die allgemeine Preisentwicklung mit berücksichtigen.

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